Aufmerksamkeit

Die Aufmerksamkeit lenkt die menschliche Wahrnehmung. Man kann die Aufmerksamkeit auf eine Sache ausrichten und dadurch wird diese Sache Gegenstand der Wahrnehmung. Die Aufmerksamkeit lässt sich nach außen oder nach innen richten oder auf ein ganz bestimmtes Sinnesorgan (= Wahrnehmungskanal). So weit hatte ich das bereits erläutert. Hier geht es aber jetzt um etwas anderes:

Ich hatte bereits erwähnt, dass die innere Wahrnehmung eine Verbindung zur Realität oder auch eine Informationsquelle umfasst, welche zum Beispiel durch den Erkenntnisprozess für die Lösung von Problemen angezapft wird. Aber es ist eigentlich nicht "die eine Informationsquelle", sondern ähnlich wie bei den äußeren Sinnesorganen eine Art multiple Quelle vieler Arten von Information und auch die Art der Informationsübertragung ist vielfältig.

Im Folgenden geht es um einen ganz bestimmten der "intelligenten Mechanismen". Dieser steht in engem Zusammenhang zur Aufmerksamkeit:

Sobald die Aufmerksamkeit (äußerlich oder innerlich) auf etwas ausgerichtet wird, liefert "die innere Informationsquelle" relevante Informationen zum Gegenstand der Aufmerksamkeit über die innere Wahrnehmung. Dies gilt zum Beispiel für schöpferische oder künstlerische Vorhaben und nennt sich dann "Kreativität".

Das klingt zunächst wie eine völlig triviale Information - interessant ist aber folgende Diskrepanz:

Es handelt sich um einen sehr grundlegenden und sehr zuverlässigen Mechanismus und trotzdem sind aber viele Menschen der Meinung, sie wären gar nicht besonders kreativ. Aber wie kann das sein? Funktioniert es etwa nicht bei allen Menschen oder nur manchmal? Eben nicht! Im "gesunden Normalfall" funktioniert das bei ALLEN Menschen und zwar IMMER. Wie kommt es dann also zu der Diskrepanz zwischen meiner Behauptung und der Selbstwahrnehmung vieler Menschen?

Die Informationen, um die es hier geht, sind nicht-rationaler Natur. Sie kommen von außerhalb des rationalen Verstandes und sie haben möglicherweise keinen Bezug zu aktuellen Denkvorgängen. Und sie kommen vollkommen mühelos. Sie tauchen einfach so auf und sind da. Man muss sie sich nicht verdienen, man muss sie nicht angestrengt ausdenken und man muss auch nicht irgendwie drücken, damit sie herauskommen. Sie sind einfach da.

Das aber passt nicht ins Weltbild des rational isolierten Verstandes, der glaubt, alles alleine regeln und sich erarbeiten und verdienen zu müssen. Und es passt auch nicht in eine Weltsicht, in der die Welt ziemlich dumm ist. Na gut, dem "Unterbewusstsein" könnte man diese Funktion natürlich schon zuschustern, wie so vieles andere, für das die Wissenschaft keine vernünftige Erklärung hat. Dennoch verhindert das geistige Verhalten im Zustand der rationalen Isolation die Wahrnehmung dieser mühelos ankommenden Informationen.

Es ist eine der größten Ängste des rational isolierten Verstandes, dass in einem bestimmten Moment einfach GAR NICHTS geschieht. Und deshalb fängt der rational isolierte Verstand in solchen Momenten sofort damit an, sich die Informationen angestrengt selbst ausdenken zu wollen. Und diese Form von Aktionismus überlagert dann die Informationen, die von innen pausenlos ankommen und abgehört werden wollen.

Das ist aber nicht das einzige Problem, denn selbst wenn die Informationen wahrgenommen werden, scheitern sie an der nächsten Hürde des rational isolierten Verstandes: Sie werden abgewertet: zu einfach, zu primitiv, zu weit hergeholt oder was auch immer der rational isolierte Verstand seinen eigenen mühevoll ausgedachten Sprösslingen an Attributen zuschreibt, welche die nicht-rationalen Ideen-Geschenke angeblich nicht haben.

So entsteht die Situation, dass im Rahmen der inneren Wahrnehmung permanent Informationen vorbeiziehen, die viele Probleme lösen würden und viele Möglichkeiten beinhalten, ohne jedoch bewusst wahrgenommen zu werden.

Wenn die Informationen allerdings dauerhaft nicht genutzt werden, dann "kassiert" sie das Evolutionsprinzip in seiner negativen Ausprägung. Wir erinnern uns an das Evolutionsprinzip:

Der Mensch projiziert mit seinem eigenen Verhalten seine Vorstellungen vom Verhalten der Welt auf die Welt, die sich daraufhin mit ihrem realen Verhalten in einem schleichenden Prozess den Vorstellungen des Menschen annähert.

Werden die Informationen dauerhaft ignoriert, dann stellt das ein Verhalten dar, welches auf der Idee basiert: "Die Welt liefert gar keine solchen Informationen". Und das wiederum hat zur Folge, dass die Informationen immer weniger werden und schließlich ganz ausbleiben. Und das ist dann eine "Blockade".

Eine Blockade lässt sich mit Hilfe des Erkenntnisprozesses lösen:

1. Schritt: Aktionismus einstellen:
Das sind in diesem Fall all die Pseudo-Aktivitäten des rational isolierten Verstandes, welche die Informationen der inneren Wahrnehmung aus Unkenntnis ersetzen sollen: Also kein angestrengtes Ausdenken, kein "einfach so irgendwie loslegen mit nix Konkretem". Sondern es geht um eine völlig neues Herangehen an Vorhaben, die irgendeine Form von Ideen oder Kreativität erfordern:

Dieses Verhalten führt entweder zu den Informationen, falls sie noch fließen oder es führt in die Blockade. Falls Informationen kommen - alles gut - einfach mit den Informationen weitermachen. Falls keine Informationen kommen, folgt der

2. Schritt: sich dem Widerspruch stellen und der damit verbundenen emotionalen Situation öffnen:
Wenn keine Informationen kommen, dann kommt einem die hier vorgeschlagene Vorgehensweise ziemlich sinnlos vor, wie völlige Zeitvergeudung. Gleichzeitig steigt der Druck, doch zum Aktionismus zurückzukehren. Jede Menge negative Gefühle tauchen auf. Und das ist die Situation, die es auszuhalten und offen zu durchleben gilt. Das offene Durchleben einer Blockade, löst die Blockade. Das erscheint aus Sicht des rational isolierten Verstandes völlig abwegig und unmöglich und dennoch ist es aber so.

Normalerweise würde man mit seiner Aufmerksamkeit Blockaden möglichst meiden. Man würde seine Aufmerksamkeit entweder gar nicht erst in solche Situationen hineinführen oder sofort in Aktionismus verfallen. Wenn man es aber schafft, in die Blockade hineinzugehen und sich gleichzeitig für alle Gefühle zu öffnen, dann kommt es zu einem psychischen Vorgang, der für den Erkenntnisprozess recht typisch ist, allerdings je nach Anwendung auch sehr unterschiedlich erlebt wird. Beim Lösen einer Blockade empfinde ich den Vorgang wie ein "Verbrennen der falschen Ideen im Gehirn". Ich würde es so beschreiben: "Die falschen Ideen verbrennen im Bewusstsein" oder "Die Blockade verbrennt im Bewusstsein". Je nachdem, wie stark die Blockade entwickelt ist, löst sie sich in ein paar Minuten, ein paar Stunden oder auch erst nach mehreren Versuchen auf.

Der Vorgang, den ich als "Verbrennen" bezeichnet habe (die Zuspitzung des Widerspruchs im Erkenntnisprozess), wird in Mythologie und Religion als "Hölle" bezeichnet. Wenn die Blockade sich auflöst, gelangt man (zumindest partiell) ins "Paradies". Das Paradies ist ein Lebenszustand, in dem die Sorgen, Probleme und Nöte mühelos vom Menschen genommen werden. Dieser Vorgang erscheint "magisch". So weit der Bezug dieser Prozesse zu Religion und Mythologie.

Was ich hier zunächst ganz allgemein geschildert habe, hat viele spezifische Ausprägungen:

Kreativität:

Jedes Vorhaben, das Ideen, Eingebungen, Impulse gleich welcher Art erfordert, kann auf diese Art angegangen werden. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um ein angenehmes Vorhaben handelt oder eine lästige Pflicht.

Träume verwirklichen:

Für jeden Menschen gibt es Anliegen, die ihm ganz besonders wichtig sind, die sein volles Potential entfalten würden und deren Umsetzung ihn auch ganz besonders glücklich machen würde. Es ist allerdings nicht Teil unserer Kultur und unseres Denkens, diese Anliegen tatsächlich anzugehen, denn "erst mal muss ja Geld verdient werden" und danach ist dann keine Energie mehr dafür übrig. Das ist natürlich wieder mal eine meiner besonders "unwissenschaftlichen" Behauptungen, aber das "Träume verwirklichen" wäre tatsächlich die ultimative Lösung der weitaus meisten menschlichen Probleme. Da forscht und forscht man über Depression und Sucht, versucht es mit Tabletten und allem Möglichen und die Lösung ist tatsächlich total einfach: seine Träume verwirklichen. Na ja, die Lösung zu benennen ist einfach - die Umsetzung ist praktisch nicht so einfach. Denn abgesehen davon, dass viele ihre Träume noch nicht mal benennen können, weil sie ihrer inneren Wahrnehmung nicht zugehört haben, ist die Verwirklichung der Träume - wenn es lange versäumt wurde, sie anzugehen - durch Blockaden verstellt, die erst mal gelöst werden müssen (Anleitung siehe oben)

Spielen:

Was genau ist eigentlich Spielen? Häufig wird das Wort eher für nahezu alles verwendet, was Kinder tun und was Erwachsene nicht tun. Aber Spielen ist ein ganz bestimmter psychischer Prozess, der von großem heilenden Wert für die Psyche ist und der auch Erwachsenen guttun würde. Man kann es an kleinen Kindern beobachten, wenn diese Prozesse noch nicht zerstört wurden, wie das im Laufe der Entwicklung später geschieht:

  1. Der Ausgangspunkt zum Spielen ist ein Gegenstand, eine Situation oder eine Sache, von der man fasziniert ist, die man mag oder zu der man sich hingezogen fühlt.
  2. Die Aufmerksamkeit darauf richten.
  3. Und dann entwickelt sich daraus "wie von selbst" eine Aktivität, ein Verhalten oder ein Prozess.

Spielen ist also eine spezifische Anwendung von Kreativität bezogen auf einen Gegenstand der Aufmerksamkeit, den man besonders mag. Es heißt übrigens nicht zufällig "ein Instrument spielen" (dazu später mehr).

Sex:

Der Mensch ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Arten (zum Teil nicht-materieller) Energie. Die quantitativ stärkste dieser Energien ist die sexuelle Energie. Deshalb ist es mit dieser Energie auch am leichtesten, den Konflikt zwischen rationalen Konstrukten, festgefahrenen Abläufen und "der Energie des Ich" aufzulösen. Sexuelle Blockaden äußern sich auf verschiedenste Weise, zum Beispiel als Impotenz oder Frigidität. Die Auflösung sexueller Blockaden ist eine spezifische Anwendung aller Zusammenhänge, die hier bereits dargestellt wurden: Der Gegenstand der Aufmerksamkeit ist in diesem speziellen Fall "die Nähe des Partners". Der Einstieg in "natürlichen Sex" ist es, die Nähe des Partners zu suchen und einfach zu genießen. Das war's! Und daraus ergibt sich im gesunden Normalfall alles andere. Wenn der "natürliche Normalfall" in Blockaden verschüttet ist, müssen die Blockaden offen durchlebt werden (gemeinsam mit dem Partner). Die Probleme beim Sex entstehen daraus, dass die Vorstellungen von Sex im rational isolierten Verstand nicht mit dem übereinstimmen, was sich ganz natürlich ergeben würde. Sex ist allein eine Sache des Körpers. Der Verstand hat dabei Pause. Erfüllter Sex kann nur stattfinden, wenn die sexuelle Energie dafür da ist. Aber das ist wie beim Segeln: Manchmal ist die Energie (der Wind) da und manchmal nicht. Wenn sie nicht da ist, muss das akzeptiert werden. Die meisten versuchen beim Sex andauernd "ohne Wind zu segeln". Das funktioniert aber nicht. Mit dem falschen Partner (z.B. aufgrund rational gesteuerter Partnersuche im Internet), kommt halt "kein Wind auf". Aber vielfach erscheint es leichter, sich selbst zu belügen und in Illusionen zu verharren.

Das war ein kurzes Anreißen diverser Themen, über die ich in anderen Büchern schon ausführlich geschrieben habe.

nächstes Kapitel: Heilung (Die intelligente Welt)