Verstärkung natürlicher Unperfektheit als Krankheitsursache
Die kreatürliche Existenz des Menschen basiert zwar einerseits auf Entwicklungen wie dem menschlichen Körper, die absolut überwältigend perfekt und komplex sind, andererseits ist sie aber auch in zahlreichen Details irgendwie unperfekt bzw. hat so kleine Schönheitsfehler:
- hier und da mal ein Wehwehchen
- auch der ein oder andere optische Schönheitsfehler, der sich im Verlaufe eines Lebens einstellt
Die Liste ließe sich ellenlang fortsetzen. Ich hatte bereits erläutert, wie Aktionismus Symptome von Problemen verstärkt oder sogar Probleme komplett hervorbringt bei eingebildeten Problemen ohne echte Ursache. Und genauso schafft es Aktionismus auch, jeden beliebigen kleinen Schönheitsfehler am Körper oder im Leben zu verstärken - und zwar so zu verstärken, bis sich eine ernsthafte Krankheit daraus entwickelt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich tatsächlich nur um einen Schönheitsfehler handelt oder ein kleines Gesundheitsproblem. Aktionismus macht aus jeder Mücke (eingebildet oder nicht) einen ECHTEN Elefanten.
Nun ist es aber so, dass der Verstand im Zustand der rationalen Isolation den schon erwähnten Drang in die peripheren Extreme hat. Mit kleinen Schönheitsfehlern kann er nicht umgehen. Er will klinische Perfektion. Das stellt einen Widerspruch zur Unperfektheit unseres Körpers und unserer Existenz dar und kann dazu führen, dass kleine Schönheitsfehler und Wehwehchen bekämpft werden, was sie aber ganz entgegen der ursprünglichen Absicht wachsen lässt.
Ich habe mich auch für dieses Kapitel entschieden, auf konkrete Beispiele zu verzichten, um die unsinnige Diskussion der Schuldfrage und die Ablehnung der Betroffenen diesen Informationen gegenüber nicht unnötig zu forcieren.
Die "Schuld" liegt hier aber auch schon deswegen nicht bei den Betroffenen, weil über Medien immer wieder die Information verbreitet wird:
"Bei kleinsten Anfangssymptomen sofort zum Arzt!"
Und das ist aber das Problem im Zustand der rationalen Isolation. Es erfolgt keine Differenzierung, weil das eine Funktion der inneren Wahrnehmung wäre. Tatsächlich stimmt es für einige Situationen, dass die schnelle Hilfe eines Arztes hilfreich wäre. Aber in der Pauschalität, in der es verbreitet wird, erzeugt es zahlreiche Krankheiten überhaupt erst.
Das Grundprinzip natürlicher Heilung ist nicht die intensive Beschäftigung mit seinen Gebrechen, sondern ein Abwenden von seinen Gebrechen. Der Körper heilt sich selbst, sobald die Idee von Krankheit nicht mehr auf ihn drauf projiziert wird.
Die Wissenschaft verleugnet diesen Zusammenhang,
- weil er sich dem klassischen Schema des wissenschaftlichen Beweises entzieht und
- weil er der falsch verallgemeinerten Grundidee der wissenschaftlichen Weltsicht zuwiderläuft.
Dafür kann man die Zusammenhänge aber in sich selbst finden. Und man könnte sie auch durch Befragungen im Rahmen klinischer Studien empirisch beweisen.
In dem Moment, wo man mit einem kleinen Symptom zum Arzt rennt, beginnt sich die Mühle in Gang zu setzen:
- Es werden Tests gemacht.
- Der Arzt beginnt zu suchen.
- Der Patient beginnt, immer genauer in sich hineinzuhorchen.
- Bei jeder kleinen Wahrnehmung, die irgendwie in die Richtung interpretiert werden kann, sieht man sich bestätigt: "Ich wusste es! Es kommt!"
- Und der Verstand beginnt zu rotieren.
Es ist nämlich so, dass der Verstand die Probleme lösen muss, so lange er die Verantwortung nicht abgenommen bekommt. Also sucht und sucht und sucht er nach einer Lösung. Er kann aber keine Lösung finden, weil ein (angeblich) zufällig entstandenes Problem keine Lösung hat. Also gerät der Verstand in eine Endlosschleife. Und damit beginnt eine Dauerfixierung der Aufmerksamkeit auf das Problem. Die Aufmerksamkeit aber ist ziemlich gleichzusetzen mit dem Energieeinsatz eines Menschen: Die Verteilung der Aufmerksamkeit entspricht in etwa der Aufteilung der eingesetzten Energie. Und so kommt es, dass die eigene, auf das Problem angesetzte Energie, die Symptome wachsen lässt.
Und dann kommen die Symptome. Natürlich kommen sie, denn die Evolution tut, was sie immer tut: Sie unterstützt das Verhalten des Menschen. Wer seine Energie seinen Symptomen widmen möchte, der bekommt auch welche. Denn irgendwas muss die Energie ja bewirken. Der rational isolierte Verstand glaubt, seine Energie müsse die Symptome beseitigen. Es gibt nur dummerweise gar nichts zu beseitigen. Also beginnt stattdessen etwas zu wachsen.
Tatsache ist, dass ein gesundes Leben eine gewisse Toleranz gegenüber kleinen Schönheitsfehlern und Malaisen unserer Kreatürlichkeit erfordert, die dem rational isolierten Verstand allerdings ziemlich schwerfällt. Der würde das lieber alles ausmerzen.
Der Weg heraus aus der falschen Intoleranz gegenüber der eigenen menschlichen Unperfektheit führt über den Erkenntnisprozess:
In dem Moment, wo man einen dieser kleinen Schönheitsfehler tolerieren möchte, begegnet man sofort der negativen Zukunftsprojektion, die da sagt: "Du musst dich UNBEDINGT darum kümmern, sonst wird das völlig unkontrolliert wachsen und dein ganzes Leben zerstören."
Indem man sich emotional dem Widerspruch öffnet (nichts unternehmen trotz Problem), wird das Problem einfach verschwinden.
Was aber wenn es gar nicht nur ein kleiner Schönheitsfehler war, sondern ein "echtes Problem"? Dann würde es nicht auf diese Weise verschwinden. Die innere Wahrnehmung lernt das klar zu unterscheiden, wenn die inneren emotionalen Prozesse nicht mehr blockiert werden.
Was ich in diesem Kapitel individuell für den einzelnen Menschen geschildert habe, gilt auf übergeordneter Ebene auch global für einzelne Kulturen oder die Menschheit als Ganzes. Auch da werden "Mücken" durch systematischen Aktionismus zu "Elefanten" entwickelt.