Das Ich-Welt-Modell
Wie der Name schon sagt, besteht das Ich-Welt-Modell aus dem "Ich" und der "Welt". Das "Ich" ist die wahrnehmende Instanz innerhalb der menschlichen Psyche. Das "Ich" nimmt die "Welt" wahr. Das "Ich" ist das, was wahrnimmt und die "Welt" ist das, was wahrgenommen wird.
Die Welt kann sein:
- der eigene Körper
- andere Menschen
- Lebensumstände
Zugunsten eines flüssigen Sprachgebrauchs und weil es eher unseren Gewohnheiten entspricht, verwende ich häufig "der Mensch", obwohl ich eigentlich "das Ich" meine. Die Unterscheidung zwischen "Mensch" und "Ich" bezieht sich hauptsächlich auf die Zuordnung des menschlichen Körpers. Der "Mensch" wird üblicherweise mit seinem Körper gleichgesetzt, aber im "Ich-Welt-Modell" ist der Körper Teil der "Welt", weil das "Ich" seinen Körper wahrnehmen kann. Diese Unterscheidung klingt vielleicht ein bisschen abstrakt und spitzfindig, aber sie wird benötigt, um den Erkenntnisprozess auf Heilungsprozesse anwenden zu können.
Die "Welt" hat für das "Ich" zwei Aspekte:
- Die Realität: Die Realität ist, wie die Welt wirklich ist, ganz egal, was das Ich glaubt, wie die Welt ist.
- Die Weltsicht: Die Weltsicht ist, wie das Ich die Welt sieht bzw. was das Ich glaubt, wie die Welt ist.
Eines der Hauptprobleme der wissenschaftlichen Weltsicht ist, dass die Unterscheidung von Weltsicht und Realität nicht klar getroffen wird. Die wissenschaftliche Weltsicht wird mit der Realität gleichgesetzt. Wissenschaftliche Beweise gelten als so unantastbar exakt und unfehlbar, dass die so gewonnenen Erkenntnisse als unantastbar wahr gelten. Was als bewiesen gilt, wird als unverrückbare Realität angesehen. Ich bezeichne das als "Identifizierung der Weltsicht mit der Realität". Das hat zur Folge, dass Menschen nicht bewusst ist, dass das, was sie mit so großer Überzeugungskraft für wahr halten, auch falsch sein könnte. Die Auflösung dieser Identifizierung zwischen Weltsicht und Realität, ist eine der Grundvoraussetzungen für ECHTEN Fortschritt. Tatsächlich ist es nämlich so, dass sich vieles, das als wissenschaftlich bewiesen gilt oder mit der Deutungshoheit der Wissenschaft als wahr hingestellt wird, für den Menschen negativ auswirkt.
Die wichtigste Anwendung der Weltsicht ist, die Prozesse der Welt im Sinne der Interessen des Ich zu beeinflussen. Um auf die Welt Einfluss zu nehmen, setzt das Ich sein Verhalten ein. Daraus ergibt sich eine Wirkung, das heißt, die Welt reagiert ihrerseits mit einem Verhalten auf das Verhalten des Ich (was den Fall einschließt, dass für das Ich keine Reaktion im Verhalten der Welt sichtbar ist).
Man kann sich das wie eine Kommunikation zwischen Ich und Welt vorstellen, die über das Verhalten läuft:
- Das Ich wendet sich mit seinem Verhalten an die Welt.
- Und die Welt "antwortet" dem Ich ihrerseits mit einem Verhalten, welches man auch als "Wirkung des menschlichen Verhaltens in der Welt" sehen kann.
Wenn in diesem Zusammenhang der Begriff "Welt" verwendet wird, dann ist damit natürlich nicht "die ganze Welt" gemeint. Natürlich beeinflusst ein einzelnes Ich (von einigen Ausnahmen abgesehen) nicht die ganze Welt. Sondern "Welt" bezieht sich auf den "Einflussbereich des Ich". Das ist der Teil der Welt, mit dem das einzelne Ich in Kontakt steht. Die Definition des Ich-Welt-Modells ist in diesem Sinne exakt: "Die Welt" ist, was durch "das Ich" wahrgenommen wird.
Es geht auf beiden Seiten (Ich und Welt) um Verhalten:
- Die Welt hat ein Verhalten OHNE bewusste Einflussnahme des Ich.
- Das Ich hat ein Verhalten, über welches es auf das Verhalten der Welt Einfluss zu nehmen versucht.
- Die Welt hat ein Verhalten MIT einer bewussten Einflussnahme des Ich.
Für einen konkreten Fall erlebt das Ich aber immer nur 1. ODER 3.: Entweder hat es über sein Verhalten Einfluss ausgeübt oder nicht. Das heißt, wenn das Ich über sein Verhalten Einfluss auf die Welt ausgeübt hat, dann weiß es eigentlich nicht, wie sich die Welt ohne seine Einflussnahme verhalten hätte. Ich erwähne diesen Punkt, weil das Ich sich im Allgemeinen sehr sicher ist, wie sich die Welt ohne seinen Einfluss verhalten hätte, obwohl es das eigentlich gar nicht wissen kann und sich gerade in diesem Punkt ausgesprochen häufig irrt.