Zyklen

Wenn eine Weltsicht eine andere Weltsicht ablöst, dann liegt das daran, dass die neue Weltsicht Probleme lösen kann, welche die alte Weltsicht nicht lösen konnte. Das ist es, was Menschen dazu bewegt, ihre Weltsicht zu wechseln: die Lösung ihrer wirklich drängenden Probleme.

Wenn man sich die Entwicklung einer Weltsicht anschaut, dann erkennt man einen bestimmten Ablauf, der sich in jeder Weltsicht-Epoche aufs Neue wiederholt:

  1. Die "Geburt" einer neuen Weltsicht ist von einer starken Aufbruchsstimmung geprägt: Viele Probleme können plötzlich gelöst werden, die vorher nicht lösbar waren. Die gesellschaftliche Entwicklung blüht auf.
  2. Mit dem Überschwang dieser aufsteigenden Entwicklung etabliert sich die Illusion, die neue Weltsicht würde nun ALLE Probleme des Menschen lösen. Die neue Weltsicht macht einen umfassenden Wahrheitsanspruch geltend. Das tut die Wissenschaft und das tat auch zuvor die Religion.
  3. Die Weltsicht nimmt an Fahrt auf und es werden Probleme gelöst "wie am Fließband".
  4. Von vielen Menschen zunächst unbemerkt tauchen nun aber zunehmend Probleme auf, die nicht auf diese Weise gelöst werden können. Das wird aber zunächst mit der Illusion kaschiert, dass sich in der Zukunft schon noch alles in Wohlgefallen auflösen wird.
  5. Die ungelösten Probleme gelangen zunehmend in die Überzahl und die Gesamtentwicklung befindet sich inzwischen auf einem deutlich absteigenden Ast.
  6. Die Entwicklung gelangt an einen Scheidepunkt: Dem entsprechenden Entwicklungszweig der Menschheit gelingt entweder der Wechsel zu einer weiterentwickelten Weltsicht und damit der Sprung auf eine höhere Entwicklungsebene oder die Entwicklung endet an dieser Stelle, was mit einem Untergang der betroffenen Zivilisation gleichzusetzen ist.

Die Menschheit befindet sich gegenwärtig am Übergang von Phase 5 in Phase 6. Dies zeigt zum Beispiel die rasant zunehmende Zahl von Weltuntergangsthemen in Filmen und Fernsehserien. Auch wenn im Alltag vordergründig viele Illusionen noch funktionieren, so macht sich bei immer mehr Menschen unterschwellig oder auch bewusst eine zunehmende Sorge um die Zukunft bemerkbar.

Die wissenschaftliche Weltsicht erhebt aber nach wie vor den Anspruch, alle Probleme der Menschheit lösen zu können - irgendwann in der Zukunft. Dieser Anspruch ist verbunden mit der Illusion ihrer durchgängigen und unantastbaren Exaktheit:

Weil wissenschaftliche Beweise scheinbar so exakt sind, werden die Forschungsergebnisse der Wissenschaft als absolut unantastbar wahr angesehen. Und das obwohl auf der anderen Seite offensichtlich ist, dass viele der Theorien praktisch nicht funktionieren. Ihre angebliche Lückenlosigkeit und Exaktheit macht die wissenschaftliche Weltsicht so unantastbar, dass Menschen noch nicht einmal dann bereit sind, ihre Ansichten zu hinterfragen, wenn ihnen das Wasser wirklich bis zum Hals steht. Das blockiert die Weiterentwicklung der Menschheit.

Die wissenschaftliche Weltsicht ist zu einem geistigen Gefängnis ohne Ausgang geworden, in dem sich die Menschheit selbst eingesperrt hat. Wenn man den Ausgang aus diesem Gefängnis finden will, muss man den Mut haben, die Irrtümer unseres Denkens anzuschauen. Warum erfordert das Mut? Weil das Wegbrechen von Illusionen zu Angst und Unsicherheit führt: Die scheinbaren Lösungen sind gar keine. Doch genau diese Konfrontation mit dem Unbekannten wird sich später als Schlüssel zu den wirklich funktionierenden Lösungen erweisen.

Schauen wir uns im Folgenden an,

Doch um uns an diese Fragen herantasten zu können, benötigen wir ein gewisses gedankliches Handwerkszeug. Wir begeben uns jetzt auf eine geistige Betrachtungsebene, die normalerweise tief im menschlichen Unterbewusstsein verborgen abläuft. Dazu müssen wir zunächst verstehen, wie der menschliche Verstand arbeitet, wenn er so etwas wie eine Weltsicht hervorbringt.

nächstes Kapitel: Weltsichten (Wissenschaft)